Herausforderungen für die kommerzielle Tierhaltung

Dumpingpreise für Milch und Fleisch, restriktive EU-Vorgaben und ein geändertes Konsumentenverhalten: Deutsche Landwirte stehen vor vielen Hürden. Längst wirkt sich das auch auf alte Traditionen wie die Übernahme des Hofs durch die Kinder der Bauernfamilie aus, denn viele sehen in der Tierhaltung keine Zukunft mehr. Zu groß ist der Konkurrenzdruck durch Großbetriebe, die ihre Produkte zu niedrigen Preisen verkaufen können und bei der Stalleinrichtung stets auf dem aktuellen Stand sind. Welchen Problemen sich die Viehhaltung in Deutschland gegenübersieht, erläutert dieser Beitrag.

Tiergesundheit und technologische Veränderungen

Verbrauchern liegt das Wohl von Nutztieren immer mehr am Herzen. Sie orientieren sich bei ihren Kaufentscheidungen daher gezielt an Siegeln, die eine bessere Lebensqualität für die Tiere versprechen. Die Gesundheit des Viehs lässt sich durch verschiedene Maßnahmen wie mehr Platz, Auslauf im Freien, Tageslicht und Beschäftigungsmöglichkeiten steigern. Eine zeitgemäße Stalleinrichtung hilft, Verletzungsrisiken zu vermeiden, was sich ebenfalls positiv auswirkt. Neben den Tieren selbst profitieren indirekt auch die Landwirte, da ein gesunder Bestand weniger Tierarztkosten verursacht.

Im Gegensatz zu dem romantischen Bild, das manche Verbraucher im Kopf haben, sind Tierhaltungsbetriebe heutzutage mit umfangreicher Technologie ausgestattet. Durch entsprechende Anlagen kann der Bauer das Klima im Stall kontrollieren, die Zusammensetzung des Futters genau anpassen und das Ausmisten an einen Roboter delegieren. Auch das Melken findet in modernen Betrieben vollautomatisch statt. Das hat zwar den Vorteil, dass weniger Arbeitskräfte benötigt werden, erfordert auf der anderen Seite jedoch hohe Investitionen. Kleine Höfe können die damit verbundenen Kredit oft kaum mehr abbezahlen.

Klima- und Umweltschutz

Durch die großflächige Viehhaltung werden klimaschädliche Gase, allen voran Methan und CO2, freigesetzt. Diese stammen zum einen von den Tieren selbst, zum anderen verursachen Transport, Anlagen und Futtermittelproduktion weitere Emissionen. Damit Deutschland und die EU ihre Klimaziele erreichen, sollte auch im Agrarsektor daran gearbeitet werden, Treibhausgase zu verringern.

Möglich ist das beispielsweise, indem Geflügel mit Resten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert wird. Durch eine Mischung verschiedener Gebäcksorten, die normalerweise als Ausschussware entsorgt wird, ist eine umweltfreundliche Fütterung der Tiere möglich. Gleichzeitig erhalten sie alle Nährstoffe, die sie für eine gesunde Entwicklung benötigen.

Beim Transport von schlachtreifen Tieren wird derzeit überwiegend auf Lkws zurückgegriffen. Damit zukünftig mehr Vieh über den Schienenverkehr transportiert werden kann, muss das Schienennetz ausgebaut und modernisiert werden. Hier sind Investitionen des Bundes gefragt.